Die Psychiatrie ist die medizinische Fachdisziplin, welche sich mit Erkrankungen beschäftigt, welche z. B. das Erleben, die Emotionen, den Antrieb, die Selbststeuerung, das Denken und die Wahrnehmung u. a. betreffen. Nicht selten bestehen trotz hohen Leidensdrucks Hemmnisse bzw. Schwierigkeiten, fachkompetenten Rat hinzuzuziehen (Scham, Ängste u. a.).
Die Erkrankungen können sowohl eine organische als auch eine nichtorganische Ursache haben, wobei die meisten psychischen Erkrankungen ohne organischen Auslöser im manifesten Stadium i. d. R. mit organischen Veränderungen (z. B. Hormonhaushalt, Schlaf, Appetit u. a.), einhergehen. In Fachkreisen wurde daher bereits schon lange eine strikte Trennung zwischen organischen und nicht organischen psychischen Erkrankungen aufgegeben.
Beispiele für psychische bzw. psychiatrische Erkrankungen sind Depressionen in ihren vielfältigen Erscheinungsformen, manisch-depressive Erkrankungen, Angst- und Panikstörungen, Zwangsstörungen, die verschiedenen Formen von Psychosen, Suchterkrankungen, posttraumatische Belastungsstörungen, rigide oder auch instabile Persönlichkeitsmerkmale mit Leidensdruck, Essstörungen, Entwicklungsstörungen, Lernbehinderungen, Demenzen, akute Hirnerkrankungen u. a..
„Psychotherapie“ ist der Oberbegriff für Behandlungsverfahren, welche mit überwiegend psychischen Faktoren wirken, um Leidens- oder krankhafte Zustände zu bessern. Es gibt eine Vielzahl von Verfahren, welche jeweils in Einzel- oder Gruppenbehandlung angewandt werden. Psychotherapie kann in der einen oder anderen Form zumindest zur Ergänzung und in unterschiedlichem Differenzierungsgrad bei nahezu allen (auch körperlich bedingten) psychischen Erkrankungen eingesetzt werden. Wie gesagt, sind die eingesetzten Mittel breit gefächert (z. B. Lernerfahrung, aufdeckende Verfahren, Psychoedukation, Aufklärung, sog. projektive Verfahren, Beziehung, Entspannung, kreative Verfahren, Hypnose, (Bio-)Feedback, Selbsterfahrung, Körpertherapie u. v. a. mehr), daher ist es nicht einfach, eine allgemeingültige, prägnante Definition für Psychotherapie zu formulieren. Dem Interessierten sei an dieser Stelle weiterführende Literatur empfohlen.
Hinweis: Die Schwerpunkte unserer Praxis liegen auf der psychiatrischen und neurologischen Grundversorgung. In diesem Rahmen kommt auch Psychotherapie zur Anwendung (kognitiv, verhaltenstherapeutisch, tiefenpsychologisch, Krisenintervention bei Notfällen u. a.). Eine klassische Richtlinienpsychotherapie (z. B. 50 Sitzungen über 2 Jahre o. Ä.) wäre bei uns zwar prinzipiell möglich, würde drzt. jedoch zeitlich zu sehr mit unseren übrigen Aufgaben kollidieren. Bei Bedarf würden wir Sie daher an einen der niedergelassenen Psychotherapeuten verweisen bzw. Sie überweisen.
Untersuchung & Behandlung
Die Untersuchung erfolgt über das Gespräch, die sog. „psychiatrische Exploration“, welche üblicherweise mit der Informationserhebung der Beschwerden und der Vorgeschichte verflochten ist (und sogar schon Teil der Behandlung sein kann, z. B. durch Schaffen von Transparenz etc.).
Der Untersucher gewinnt über seine eigene Beobachtung oder indirekt über Ihre Ausführungen einen Eindruck über die wichtigsten psychischen Modalitäten (Bewusstseinszustand, Orientierung, Auffassungs- und Konzentrationsfähigkeit, Erinnerungsvermögen, Urteils- und Kritikfähigkeit, geistige Flexibilität, Stimmung, Art des Denkens und Bewusstseinsinhalte, typische Denk- und Erlebensmuster, Psychomotorik, Selbststeuerungsfähigkeit). In Abhängigkeit von den hieraus gezogenen Erkenntnissen werden gezieltere Explorationen und weitere Labor- oder technische Untersuchungen veranlasst. Das weitere Vorgehen wird dann gemeinsam besprochen.
Hinweis: Analog zum Abschnitt „Neurologie, Untersuchung“ (s. o.) beinhaltet die Vorgeschichte für Diagnose und weitere Vorgehensweise essentiell wichtige Informationen, daher ist es enorm hilfreich, wenn Sie hierüber gut berichten können, insbesondere zur zeitlichen Abfolge der Symptome, zu bisherigen Behandlungsmaßnahmen, bisherigen und aktuellen Medikamenten sowie zu Vorerkrankungen.
Um dem individuellem Charakters und der Subjektivität psychischer Probleme gerecht zu werden, wird der Betroffene vermehrt (möglicherweise stärker als in anderen medizinischen Bereichen) am therapeutischen Entscheidungsprozess beteiligt. Dies ist schon allein deswegen notwendig, weil häufig entscheidende Veränderungen oder Anpassungsprozesse (nach entsprechender Anleitung) selbst vollzogen werden müssen. Die Rolle des Arztes ist dabei weniger paternalistisch-direktiv (d. h. Arzt entscheidet allein und ordnet an), sondern hat verstärkt assistierenden bzw. beratenden Charakter.
Noch ein paar Bemerkungen: Typischerweise geht es auf die ein- oder andere Art faktisch immer darum, den Betroffenen mit den gegebenen Mitteln zu stärken. Dies kann durch Behandlung von krankhaften Zuständen, aber auch durch Förderung von gesunden Anteilen bzw. Stärken geschehen. Für den Abbau von in der Psychiatrie den Zugang zur Behandlung erschwerenden Vorbehalten ist ein streng vertraulicher Rahmen Grundvorrausetzung. Gleiches gilt für das Gebot der Transparenz (d. h. alle Schritte werden mit dem Betroffenen besprochen) und der Notwendigkeit, Stigmatisierungen vorzubeugen.